Autor: Kirsten Buchholzer - https://tarotwissen.de

Ich bin wohl nicht die einzige Tarot-Interessierte, die den Tarottrumpf XVI Turm nicht zu ihren Lieblingskarten zählt. Am Anfang meiner Tarotkarriere hatte ich sogar regelrecht Angst, diese Karte zu ziehen. Für mich wies sie auf drohendes Unheil, Unfälle und andere unvorhersehbare Schrecken hin. Inzwischen ist mir klar, dass ein Turm-Ereignis zwar unerwartet über uns hereinbrechen kann, es aber immer eine Konsequenz unserer eigenen Handlungen darstellt. Die Quersumme des Turms (1+6 = 7=) ist schließlich der Wagen: Wer aufbricht zu neuen Taten und dabei sein Gefährt nicht vorsichtig lenkt, kann durchaus auch einmal gegen eine Wand steuern oder im Gebüsch landen. Da ich selbst mit der Wesenskarte Wagen gesegnet bin, kann ich ein Lied davon singen… Wie du deine Wesenskarte errechnest, kannst du hier nachlesen.

Im Laufe der Jahre, und besonders durch eine Fallstudie im Zusammenhang mit der Legung Botschaft einer Krankheit, hat sich für mich aber noch eine weitere, wesentlich wichtigere Bedeutung für dieses Große Arkanum herauskristallisiert. Es geht dabei um die Zerstörung von Gedankenmustern aus der Kindheit. Noch weiter gedacht, um die Entthronung der eigenen Eltern und ihrer Regeln und die damit verbundene Befreiung und Nutzung eigener, unabhängiger Gedanken.

Wieso? Nun, betrachten wir die Großen Arkana des Tarot als Heldenreise, stellen Trumpf III und IV – Herrscherin und Herrscher – die irdischen Eltern des Helden dar. Diesen wiederum sehe ich in Trumpf VII, dem Wagen, verkörpert (III + IV = VII). Auf der Karte sehen wir einen Ritter oder Krieger, der eine vertraute Umgebung hinter sich lässt, um Abenteuer zu erleben und sein eigenes Leben zu gestalten. Ursache und Wirkung: Dadurch, dass der Wagenlenker seine Heimat und seine Eltern verlässt, neue Eindrücke sammelt und so nach und nach sein eigenes Weltbild gestaltet, treten die Gesetze und Regeln der Eltern immer mehr in den Hintergrund. Bis sie im Turm endgültig – durchaus auch mal blitzartig – zerstört und im Stern, Trumpf XVII, durch eigene Visionen ersetzt werden.

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Meine Quintessenz der Jahreslegung 2018. Krone und Turm stammen aus dem Magpie Oracle von Carrie Paris, die Karte aus dem Morgan Greer Tarot. © U.S. Games

Meine Jahreslegung für das Jahr 2018 hatte die Quersumme XVI. Außerdem hatte ich als Symbol für das Jahr den Turm und die Krone aus dem großartigen Magpie Oracle der brillanten Carrie Paris gezogen. Da beide Symbole mit dem Tarot-Turm zu tun haben, war ich mir sicher, dass seine Themen eine wichtige Bedeutung in diese Jahr für mich haben würden. Da auch noch Pluto zu dieser Zeit in mein viertes Haus, das Haus der Kindheit und (Ursprungs)Familie, eintrat, bestärkte mich in diesem Gefühl. Tatsächlich wurde dieses Jahr zu einem der aufrüttelnsten meines Lebens, in dem mein Familiensystem durch Veränderungen in der Beziehung meiner Eltern komplett auf den Kopf gestellt wurde. Es war traumatisch und oft mit einem Gefühl der Ohnmacht verbunden – genauso, wie der Turm eben in Leben wirken kann. Doch hurra! Ein Jahr später sind die chaotischen Zeiten vorbei, die Karten werden neu gemischt – völlig neue Ziele und Familienkonstellationen können nun von mir und meinen Eltern gelebt werden. Eine wirklich erschreckende und gleichzeitig unglaubliche Befreiung für all die, in unserer Familie, die bereit waren, neue Wege zu beschreiten. Ich möchte hier das Thema nicht allzu sehr vertiefen. Die wichtige Nachricht für dich, liebe/r Leser/in, lautet: Wann immer der Turm dominant in einer deiner Legungen auftaucht, überlege dir, was es mit deinen Eltern und deren Eltern und deiner Familie im allgemeinen zu tun hat. Welche (un)geschriebenen Regeln gilt es aufzubrechen und von welchen Gedankenmustern und kindlichen Prägungen gilt es, sich jetzt zu befreien? Die Antworten auf diese Fragen können dir sicher bei deinem Thema weiterhelfen.

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