von Manfred Aubert

 

XVIII Der Mond ist eine spannende Karte. Als Auch-Astrologe sehe ich sie natürlich mit breiterem Spektrum. Da steht der Mond z.B. sowohl für das Gemüt als auch für die Mutter. Im Tarot – so sagt Banzhaf – steht er für die Nacht und das Dunkel, in dem wir uns leicht verirren. Er bedeutet Unsicherheiten, Ängste, Irritationen und Albträume. Dennoch ist dies keine schlechte Karte, denn sie zeigt, dass gerade der Weg der Angst zu tiefen, bereichernden Erfahrungen führen kann, manchmal auch geradewegs zum Ziel.

Als Durchgangsstufe ist sie daher oft eine Aufforderung, die Angstschwelle zu überwinden. Legt sie dagegen am Ende eines Weges, dann warnt sie davor, dass dieser Weg ins Dunkel führt oder zu einem Albtraum werden kann. Wie schon mehrfach betont, ich finde die Interpretationen von Hajo Banzhaf als sehr gut und treffend, und ich nehme auch immer wieder mal sein „Tarotbuch“ zur Hand. Aber: Wie jede Münze zwei Seiten hat, so kann man auch die Tarotkarten aus unterschiedlicher Perspektive betrachten.

Die esoterische Interpretation läuft darauf hinaus, dass der Mond über Gedankenverbindungen, die jetzt hier etwas zu ausschweifend wären, mit dem menschlichen, physischen Körper und seinem Nerven- und Drüsensystem verbunden ist. Das führt dazu, dass die Zusammenhänge zum Okkulten, zum seelischen Wachstum oft missverstanden werden. Die spirituelle Entwicklung darf nicht zum Bemühen führen, den Körper als Feind zu betrachten, um den seelischen Reifeprozess nicht zu behindern. Ich glaube auch, dass das Gegenteil der Fall ist. Wenn wir den Körper als „Tempel“ ansehen, durch den die Seele ihren Weg geht, kommen wir der Sache sicher schon näher.

Edgar Cayce, einer der größten Seher der Neuzeit, formulierte es so: „Wir befinden uns auf einer physischen Ebene und in einem physischen Leib, und wir sind den Gesetzen dieses Leibes unterworfen. Dass wir uns auch auf dem Gebiet des Geistes bewegen und den Gesetzen des Geistes unterliegen, bedeutet nicht notwendigerweise, dass wir von den physischen Gesetzen befreit sind, auch wenn alle Gesetze letztlich göttlichen Ursprungs sind. Gerade diese Erkenntnis führt uns zu geistiger und emotionaler Reife; in diesem Bewusstsein wird es uns besser gelingen, die Gesetze des Geistes und der Materie zu respektieren und ihnen nachzuleben.“

Dabei ist es nicht wichtig, was wir für eine jeweilige Gottes-Vorstellung haben. Vielmehr sollten wir uns bemühen, das tief in uns verankerte „Urbild der Gesundheit“ sich entwickeln zu lassen, und zwar in dem Rahmen, der uns jeweils gegeben ist. Selbst wenn wir aus z.B. genetischem Grund eine „instabile“ Gesundheit haben = das ist keine Strafe. Es gibt keine strafende Instanz, außer der menschlichen. Vielleicht ist es ein Hinweis, sich bestimmte Dinge mal genauer anzusehen, aber grundsätzlich gilt: Tief im menschlichen Unbewussten ist das Urbild der Gesundheit ebenso vorhanden wie das tief verankerte Wissen, dass wir – solange wir hier auf diesem Planeten wandern – den Körper brauchen, um uns auch spirituell zu entwickeln.

Die letzten Karten der großen Arkana des Tarot sind eben dieser spirituellen Entwicklung gewidmet und zeigen, dass die Urheber dieser Karten, der Bilder und ihrer Bedeutung, weit über den Tellerrand sehen konnten.

„Gnothi seauton“ (Erkenne Dich selbst) stand am Tempel von Delphi, und diese Aufforderung hat auch heute nichts an Gültigkeit verloren. Im Gegenteil!

 

Text:  Manfred Aubert   www.aubert.de