Tarotverband: Frau Fischer, herzlichen Dank, dass Sie uns ihre kostbare Zeit zur Verfügung stellen.

Sie haben die sympathische Figur der „Thesi Valier“ geschaffen, die sich ungewollt in Kriminalfälle verstrickt. In Ihrem ersten Krimi „Die Kunstjägerin“ geht es um Kunst und Gemälde. Was machte sie neugierig, dass Sie sich so intensiv mit Tarot in diesem Krimi „Die Tarotmeisterin“ befassen?

Elis Fischer: Ich bin als Kunsthistorikern über die künstlerische Seite zum Tarot gekommen.

In meinem ersten Krimi ging es um ein mysteriöses Barockgemälde. In meinem zweiten Band wollte ich wieder etwas mit Kunst machen und habe über verschollene Illustrationen recherchiert. So bin ich auf die Tarotkarten von Pamela Colman Smith gestoßen. Und diese wunderbaren Bilder haben mich sofort fasziniert.

In der Kunstgeschichte suchen wir ja auch nach den verborgenen Bedeutungen des Dargestellten. Oft sind Motive so verschlüsselt, dass es eine echte Wissenschaft ist, alles über die Hintergründe zu erfahren. Als die Menschen noch nicht lesen konnten, wurden die Bibelgeschichten erzählt, indem man sie malte oder als Relief schnitze. Als es noch kein Fernsehen und kein Internet gab, wurde Zeitgeschehen in Gemälden dargestellt. Bilder besitzen eine unglaubliche Macht. Diese „Kraft der Bilder“ hat mich auch am Tarot fasziniert.

Tarotverband: Welche Erfahrungen machen Sie bei Ihren Lesungen zu dem Thema Tarot mit Ihren Lesern?

Elis Fischer: Ich habe bei meinen Lesungen immer zwei Tarotdecks mit - das Waite-Smith und das Crowley-Harris Tarot. Ich erzähle zuerst über beide Decks und lese danach den Teil des Buchs, in welchem meiner Heldin erklärt wird, was Tarot wirklich ist - nämlich keine Wahrsagerei sondern der spirituelle Weg zu seinem Inneren.

Und meine Erklärungen scheinen sehr überzeugend zu sein, denn nach den Lesungen kamen schon einige Leute zu mir und fragten, ob ich ihnen die Karten legen würde. Das hat mich sehr gefreut.

Tarotverband: Sie setzen sich ja auch kritisch mit dem Tarot auseinander. In Zeitungsartikeln wird Tarot oft eher negativ als unseriöse Wahrsagerei bewertet oder in die Jahrmarktsschublade gesteckt. Zu welcher Erkenntnis sind sie gekommen, kann der Tarot nützlich sein und wenn ja, wie?

Elis Fischer: Ich (und meine Heldin) waren anfangs sehr skeptisch, aber ich bin nach meiner langen Beschäftigung zur Überzeugung gekommen, dass die Karten, wenn sie richtig interpretiert werden, sehr wohl einen Weg weisen und dass sie zu einer intensiveren Beschäftigung mit den eigenen inneren Motivationen führen können.

Aber die persönliche Verantwortung darf man – so wie überall im Leben - nicht abgeben. Tarot kann Anstöße geben, Dinge hinterfragen, Fragen aufwerfen, und wer die richtigen Fragen stellt, kann hilfreiche Antworten bekommen.

Ich glaube, dass es – wie auch in meinem Buch  – seriöse und unseriöse Kartenleger gibt. Hier finde ich eine gute Ausbildung sehr wichtig. Ich würde mir, trotz langer Beschäftigung damit, zum Beispiel noch nicht zutrauen, jemandem die Karten zu legen.

Tarotverband: Haben Sie eventuell eine Lieblingskarte oder eine Schreckenskarte entdeckt? Welche Karten sprechen zu Ihnen? Crowley-Harris oder  Waite-Smith?

Elis Fischer: Mein Lieblingsdeck ist eindeutig das von Pamela Colman Smith, einfach weil ich mich so intensiv mit der Künstlerin und den Karten auseinandergesetzt habe. Obwohl natürlich Frieda Harries (Crowley Harries Tarot) auch eine faszinierende Persönlichkeit war und eine unglaubliche Dynamik in die Karten gebracht hat.

Meine Lieblingskarte ist der Narr. Deswegen kommt er auch im Buch zweimal vor. Er steht ja für Neubeginn. Und für mich stellt jedes Buch einen Neubeginn dar, ich muss immer die Komfortzone verlassen, mich der Kritik stellen, darf nicht unüberlegt nach vorne preschen. Und vielleicht kann ich - wie der Narr, der ja verborgene magische Fähigkeiten hat - mit meinen Büchern die LeserInnen ein bisschen verzaubern. Ich möchte unterhaltsame, leicht lesbare Romane schreiben, die aber auch zum Nachdenken anregen und etwas Neues mit auf den Weg geben.

Tarotverband: Möchten Sie vielleicht selber einmal eine „Tarotmeisterin“ werden? Welche Auswirkung hat Tarot auf Ihren Alltag? Möchten Sie sich weiter damit beschäftigen, oder ist das Thema für Sie mit diesem Buch erledigt?

Elis Fischer: Wie oben gesagt, traue ich es mir noch nicht ganz zu, selbst „Tarotmeisterin“ zu werden. Dazu muss ich mich noch länger und intensiver damit beschäftigen. Aber das werde ich sicher tun, denn ich habe gesehen, wie groß das Interesse bei meinen Lesungen war.

Liebe Frau Schanz, ich bedanke mich für Ihr Interesse und möchte noch kurz anmerken, dass ich mich als Kunsthistorikerin und als Künstlerin sehr freue, dass die Karten auf der Homepage des Tarotverbandes Waite-Smith und Crowley-Harries genannt werden, dass die Künstlerinnen hier den Platz bekommen, der ihnen gebührt.

Die Fragen stellte Monika Schanz für den Tarotverband.

Elis Fischer, Jahrgang 1965, studierte Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften in Wien. Nach Studienaufenthalten in Italien und vielen Arbeitsjahren im Marketing beschloss sie, sich nur noch der Kunst zu widmen. Heute lebt sie mit ihrer Familie im Burgenland und arbeitet als Autorin und Künstlerin.

Elis Fischers Krimis beziehen sich stets auf einen realen kunstgeschichtlichen Hintergrund, ihre historischen Recherchen lassen sich auf ihrer Homepage verfolgen: www.elisfischer.wordpress.com und www.facebook.com/elis.fischer.1?fref=ts

Foto: Elis Fischer